17. September - Hildegard von Bingen
Wahrhaftige Heilige des Mittelalters
Am 17. September ist der Gedenktag der Heiligen Hildegard von Bingen. 1179, also vor 840 Jahren, starb sie an diesem Tag in dem von ihr gegründeten Kloster auf dem Rupertsberg bei Bingen.
Hildegard von Bingen ist bis heute eine einzigartige Erscheinung in der deutschen Geschichte. Ihr von Gott gegebenes visionäres Charisma lässt sie uns heute als Ausnahme-Persönlichkeit erscheinen. Das Außergewöhnliche an dieser mutigen, starken und visionären Frau des 11. Jahrhunderts waren ihre ungewöhnlich vielseitigen Interessen und Kenntnisse auf verschiedenen Gebieten der Wissenschaft.
Sie war Äbtissin und Universalgelehrte, Theologin, Dichterin und Komponistin, Naturwissenschaftlerin, Ärztin und – die wohl größte Mystikerin Deutschlands.
Bereits im 3. Lebensjahr – als kränkelndes Kind – hatte sie göttliche Visionen. Laut Überlieferungen sah sie eines Tages ein überaus helles (göttliches) Licht. Fortan begleiteten sie Schauungen bis ans Ende ihres Lebens, in denen sie Gottes unmittelbare Gegenwart erfuhr.
In zahlreichen eindrucksvollen Werken, die beispiellos sind in der europäischen Geschichte des Mittelalters, in Schriften und Briefen schrieb sie ihre Vorstellungen und Überzeugungen nieder. Ihre großartigen Werke entstanden nach Schauungen, in denen sie den Weisungen Gottes folgte, ihre in diesen Visionen erlangten Erkenntnisse der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Leben
Hildegard von Bingen wurde im Jahr 1098 als 10. Kind in Bermersheim geboren. Im Alter von acht Jahren wurde sie von ihren Eltern zusammen mit der acht Jahre älteren Verwandten und Klausnerin Jutta von Sponheim in das Kloster auf dem Disibodenberg gebracht. Jutta übernahm fortan die Erziehung der kleinen Hildegard und sorgte für einen geeigneten Lehrmeister.
Nach Jutta von Sponheims Tod im Jahr 1136 übernahm Hildegard die Leitung der Frauenklause. Um 1150 gründete sie ein eigenes Kloster auf dem Rupertsberg bei Bingen. Diesen Konvent und das später erworbene Kloster Eibingen führte sie bis an ihr Lebensende im Jahr 1179.
Werk
Hildegard von Bingen war eine mutige und richtungsweisende Frau, bei der sich Menschen aller Stände (auch Kaiser Barbarossa) Rat einholten. Sie scheute keine Auseinandersetzungen mit den mächtigsten Männern der Kirche und nahm damit auch politisch Einfluss.
In ihrem umfassenden Werk "Causae et Curae" über das Wesen von Gesundheit und Krankheiten, sowie deren Behandlungsmöglichkeiten, zeigt Hildegard von Bingen ein tiefes Verständnis in die psychosomatischen Beziehungen zwischen Geist und Körper.
In ihrer naturkundlichen Schrift "Physica" behandelt Hildegard von Bingen die Eigenarten der Dinge und schreibt über: Kräuter, Elemente, Bäume, Steine, Fische, Vögel, Landtiere, Kriechtiere und Metalle. Den wichtigsten und größten Teil nehmen hierbei die Kräuter ein, über 280 Pflanzen werden von ihr beschrieben. Hildegard geht es dabei vor allem um den Nutzen des Naturwissens für die Heilkunde, insbesondere um die Vorbeugung vor Krankheiten im Sinne von gesunder Ernährung.
Ihr tiefes Wissen um den Einklang der Schöpfung, der gegenseitigen Abhängigkeit von Belebtem und Unbelebtem im Sinne eines echten ganzheitlichen Verständnisses des Kosmos, all dies ist gerade in unserer heutigen Zeit ein wichtiger Beitrag für eine holistische Wahrnehmung von Leben, Natur, Umwelt und Seelenheil und erklärt die Faszination dieser Heiligen bis in die Gegenwart.